Unsere Lebensinsel-Geschichten lustige und wissenswertige, manchmal auch nachdenkliche Dinge rund um die spannende Welt der Insekten. Einige dieser Geschichten gibt es auch in einer Hörversion.

Viel Freude beim Lesen!


Über die letzten Jahre hat Yvonne Scholz die „Abendteuer im Hinteren Grund“ geschrieben. Eine Geschichte über zwei Freunde, die auf Entdeckertour sind.


Der Honigsee

Wer jetzt denkt, es geht in dieser kleinen Begebenheit um exklusive Körperpflege oder um kulinarische Phantasien, der irrt gewaltig.

Es fing alles ganz harmlos an.

Mein Mann hatte vor zwei Tagen wieder mal die Waben von unseren Bienen ausgeschleudert. Beim Reintragen der Zargen war er noch sehr optimistisch. Das Gewicht der Kisten versprach eine gute Honigernte.

Nach dem Entdeckeln der Waben und dem ersten Anschleudern war die Stimmung schon sehr getrübt, denn in den Waben befand sich Melizidosehonig, auch bekannt als Zementhonig. Der Name verrät es schon ein wenig, dieser Honig wird fest, sehr fest.

Was Melezidosehonig ist? Am Anfang stehen die Schnabelkerfen. Kennt ihr nicht? Ich glaube schon, denn die Blattläuse gehören auch zu dieser Insektengruppe.

Die Läuse treten irgendwann im Frühsommer in den Wäldern auf. Sie benötigen für ihre Ernährung Proteine und diese holen sie sich aus den Pflanzensäften. Nun hat dieser Saft allerdings nur wenig Protein, dafür aber ums so mehr Zucker. Das heißt, die Läuse müssen viel von diesem Saft trinken um ihren Proteinbedarf zu decken. Der überschüssige Zucker wird nicht gebraucht und darum wieder ausgeschieden. Das ist übrigens das klebrige Zeug auf den Blättern. Der Imker nennt nun diese Ausscheidung  Honigtau – eine schöne Umschreibung.

Die Honigbiene, die Massentrachten liebt, also viel Nahrung auf einem Fleck, verwandelt diesen Honigtau in ihren Magen mit Hilfe ihrer Enzyme in den Waben dann zu Honig. Meist wird er als Waldhonig angeboten. Der schmeckt etwas herber, aber ist lecker.

Die ganze Sache hat aber manchmal einen Haken. Es gibt Zeiten, da sind massenhaft Pflanzenläuse unterwegs und der gewonnene Waldhonig hat zu viel Melizitose. Das ist ein Dreifachzucker. Wenn die Konzentration dieses Zuckers 10 % übersteigt, dann fängt der Honig bereits in der Wabe an zu kristallisieren.

Das hat wiederum zur Folge, dass der Imker den Honig gar nicht oder nur sehr mühsam aus den Waben herausbekommt.

Mein Mann quälte sich nun schon den zweiten Tag mit diesem Honig herum. Aus den Waben war er bereits heraus, aber das Filtern war echt mühsam. Der Honig läuft normalerweise durch mehrere verschiedene Filter. Beim Zementhonig dauert das natürlich ewig. Manchmal wir dann ein Spitzsieb benutzt, welches wie eine Zipfelmütze aussieht. Nur das es verkehrtherum auf dem Eimer aufgesetzt wird. Soviel zur Theorie.

Ich hatte es mir gerade mit einem Buch gemütlich gemacht, als ein lauter Schrei mich hochfahren lies. Ich rannte in unseren Honigraum, denn von dort kam er her, der Schrei und sah die Bescherung.

Mein Mann stand mit dem Zipfelsieb in der Hand und vor seinen Füßen breitete sich,  ganz langsam, ein Honigsee aus.

Nach den ersten hektischen Überlegungen (wo sind die Badelatschen, mit welchem Utensil bekommen wir jetzt am schnellsten den Honig vom Boden und ist es sinnvoll, eine kurze Hose anzuziehen), schippten wir beide mittels einer Kehrschaufel den Honig wieder in den Eimer, damit er dann entsorgt werden kann. Die ganze Arbeit der letzten Tage umsonst…

Es soll ja Menschen geben, die mögen es, klebriges Zuckerzeug anzufassen. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Bei dieser Aktion klebte einfach alles, was man anfasste, sogar die Badelatschen klebten am Boden fest. Mein Mann war verständlicherweise zuerst ziemlich sauer. Aber irgendwann war die Situation so komisch, dass wir beide herzlich anfingen lautstark zu lachen.

Nachdem ich dann mit viel heißem Wasser den Boden wieder sauber hatte und auch alle klebrigen Utensilien, dieses nicht geplanten sonntäglichen Arbeitseinsatzes, einschließlich der Badelatschen, zum Trocknen in der Sonne standen, saß ich draußen auf der Bank. Ja, schade um den schönen Honig. Wären ein paar Gläser für den Verkauf daraus geworden. Aber ich musste auch an unser herzliches Lachen denken und das kann man auch für viel Geld nirgendwo kaufen.

© Yvonne Scholz 2024

Mehr Schein als Sein

Nach getaner Gartenarbeit sitze ich auf meiner Bank und lasse die Seele baumeln. Ich beobachte eine dicke Hummel, wie sie fleißig die Blüten des Lungenkrautes nach Pollen und Nektar absucht. Ein paar unserer Honigbienen leisten ihr Gesellschaft und beim Zuschauen fallen mir langsam die Augen zu…
Ich träume, dass ich eine Hummel bin, gerade geschlüpft und sehr hungrig. Ich muss mich ja jetzt um den Nestbau kümmern und den Nachwuchs großziehen. Und das ganz alleine, sozusagen bin ich eine alleinerziehende Hummelfrau.
Genug geschwatzt, der Magen knurrt. Also, los auf Entdeckungstour. Oh, da hinten steht ein schöner, gelber Strauch. Ganz viele kleine Blüten. Das wird ein Schmaus.
Pech gehabt, das muss wohl eine Forsythie sein. Sieht schön aus, hat aber für uns Insekten gar nichts zu bieten. Kein Pollen, kein Nektar.

Da, am Fenster blüht es bunt. Nix wie hin. Auch wieder nichts. Stiefmütterchen… Auch hier kein Pollen, kein Nektar. Wenn ich jetzt nicht bald etwas zu fressen bekomme, stürze ich vor Hunger noch ab. Da fliegen die Honigbienen herum, ich hänge mich mal ran. Ah, das tut gut…Endlich gibt es was zu futtern. Ein ganzes Beet voll Wildkrokusse, Traubenhyazinthen und Blausternchen. Da, eine Weide steht am Wegesrand und hinter dem Haus ganz viel blühendes Lungenkraut. Die Menschen nennen es manchmal auch Brüderchen und Schwesterchen, weil es rote und blaue Blüten gibt. Mir sind die roten lieber, die haben mehr Nektar zu bieten. Aber jetzt im Frühjahr darf man nicht wählerisch sein, man muss nehmen was man kriegen kann…
So langsam wache ich aus meinem merkwürdigen Traum auf und entdecke immer noch Hummeln auf dem Lungenkraut .Ja, das mögen sie sehr. Aber wie war das noch mit den Stiefmütterchen? Ich google mal nach. Tatsächlich, das Stiefmütterchen ist eine Mogelpackung. Kein Pollen, kein Nektar. Genauso wie die Tulpen, die Geranien und der Flieder. Etwas betrübt schaue ich auf meine gerade frisch eingepflanzten Stiefmütterchen, die dieses Jahr besonders farbenprächtig sind. Ich google weiter und werde fündig. Hornveilchen bieten den Insekten genügend Nahrung an. Also werden ich die restlichen Blumenkästen damit bepflanzen. Eine Alternative für das bunte Tulpenmeer sind Wildtulpen, zum Beispiel die Weinbergtulpe. Nicht ganz so farbenfreudig, dafür eine gute Adresse für Bienen und Co. Selbst für den Flieder gibt es eine Alternative, den Holunder. Dieser wird im Norden auch als Flieder bezeichnet.
Ich räkele mich auf meiner Gartenbank, stehe dann doch endlich mit schmerzendem Rücken auf und begutachte mein Blumenkasten -Experiment vom letzten Jahr. Statt immer nur Geranien und Petunien habe ich den Kasten mit Salbei, Pfefferminz, Lavendel und kleinem Steinbrech bepflanzt. Sah schön aus, die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge mochten die Pflanzen auch und was das Beste ist, alle Pflanzen sind durch den Winter gekommen und treiben gerade neu aus. Ist doch cool…

Also, mir gefällt mein neuer Naturgarten.
Yvonne Scholz ©

Mehr Schein als Sein

Nach getaner Gartenarbeit sitze ich auf meiner Bank und lasse die Seele baumeln. Ich beobachte eine dicke Hummel, wie sie fleißig die Blüten des Lungenkrautes nach Pollen und Nektar absucht. Ein paar unserer Honigbienen leisten ihr Gesellschaft und beim Zuschauen fallen mir langsam die Augen zu…
Ich träume, dass ich eine Hummel bin, gerade geschlüpft und sehr hungrig. Ich muss mich ja jetzt um den Nestbau kümmern und den Nachwuchs großziehen. Und das ganz alleine, sozusagen bin ich eine alleinerziehende Hummelfrau.
Genug geschwatzt, der Magen knurrt. Also, los auf Entdeckungstour. Oh, da hinten steht ein schöner, gelber Strauch. Ganz viele kleine Blüten. Das wird ein Schmaus.
Pech gehabt, das muss wohl eine Forsythie sein. Sieht schön aus, hat aber für uns Insekten gar nichts zu bieten. Kein Pollen, kein Nektar.

Da, am Fenster blüht es bunt. Nix wie hin. Auch wieder nichts. Stiefmütterchen… Auch hier kein Pollen, kein Nektar. Wenn ich jetzt nicht bald etwas zu fressen bekomme, stürze ich vor Hunger noch ab. Da fliegen die Honigbienen herum, ich hänge mich mal ran. Ah, das tut gut…Endlich gibt es was zu futtern. Ein ganzes Beet voll Wildkrokusse, Traubenhyazinthen und Blausternchen. Da, eine Weide steht am Wegesrand und hinter dem Haus ganz viel blühendes Lungenkraut. Die Menschen nennen es manchmal auch Brüderchen und Schwesterchen, weil es rote und blaue Blüten gibt. Mir sind die roten lieber, die haben mehr Nektar zu bieten. Aber jetzt im Frühjahr darf man nicht wählerisch sein, man muss nehmen was man kriegen kann…
So langsam wache ich aus meinem merkwürdigen Traum auf und entdecke immer noch Hummeln auf dem Lungenkraut .Ja, das mögen sie sehr. Aber wie war das noch mit den Stiefmütterchen? Ich google mal nach. Tatsächlich, das Stiefmütterchen ist eine Mogelpackung. Kein Pollen, kein Nektar. Genauso wie die Tulpen, die Geranien und der Flieder. Etwas betrübt schaue ich auf meine gerade frisch eingepflanzten Stiefmütterchen, die dieses Jahr besonders farbenprächtig sind. Ich google weiter und werde fündig. Hornveilchen bieten den Insekten genügend Nahrung an. Also werden ich die restlichen Blumenkästen damit bepflanzen. Eine Alternative für das bunte Tulpenmeer sind Wildtulpen, zum Beispiel die Weinbergtulpe. Nicht ganz so farbenfreudig, dafür eine gute Adresse für Bienen und Co. Selbst für den Flieder gibt es eine Alternative, den Holunder. Dieser wird im Norden auch als Flieder bezeichnet.
Ich räkele mich auf meiner Gartenbank, stehe dann doch endlich mit schmerzendem Rücken auf und begutachte mein Blumenkasten -Experiment vom letzten Jahr. Statt immer nur Geranien und Petunien habe ich den Kasten mit Salbei, Pfefferminz, Lavendel und kleinem Steinbrech bepflanzt. Sah schön aus, die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge mochten die Pflanzen auch und was das Beste ist, alle Pflanzen sind durch den Winter gekommen und treiben gerade neu aus. Ist doch cool…

Also, mir gefällt mein neuer Naturgarten.
Yvonne Scholz ©

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Ich kämpfe gerade mit einer widerspenstigen Löwenzahnwurzel, die partout nicht aus der trockenen Erde neben dem Beet heraus will. Mein Handy klingelt und signalisiert mir, Gartenarbeit für heute geschafft…

Gott sei Dank, denken Rücken und Knie. Mein innerer Antreiber jedoch schaut nur kurz über die bereits geschafften Beete und bleibt natürlich bei den unerledigten Bereichen hängen. Ja, ich weiß. Eigentlich wollte ich schon viel weiter mit dem Garten sein. Und ja, es ist schon Ende Mai und so spät waren wir noch nie dran. Aber dieses Jahr ist eben auch kein gewöhnliches Jahr. Wo sich sonst beim gemeinsamen Garteneinsatz die Vereinsmitglieder mit Lust und Laune zuerst über das Unkraut und dann über die leckere Pizza aus dem Holzbackofen hermachten, hocke ich dank Corona alleine im Garten und versuche, so gut es eben zeitlich geht, dem Unkraut Herr zu werden.

Ich werfe den Löwenzahn auf die volle Schubkarre und murmele, wie zur Entschuldigung:

„ Tja, mein Freund. Du warst leider zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Ich muss schmunzeln. Diesen Satz benutze ich manchmal bei meinen Führungen auf unserem Heilpflanzenpfad. Denn wenn der Löwenzahn im Beet mit der Nummer 4 wächst, ist alles in Ordnung. Da gehört er, zumindest bei uns, auch hin. Als Heilpflanze spült er die Nieren und die Blase gut durch und ist somit ein beliebtes Kraut für eine Frühjahrskur. Auf dem Gartenweg oder im Nachbarbeet hat er aber nichts zu suchen. Das gilt für alle Pflanzen auf dem Heilpflanzenpfad. Manche halten sich daran, wie zum Beispiel der majestätische Alant. Andere Kräuter dagegen sind ständig auf Wanderschaft. Die Walderdbeere zum Beispiel, die sich mit der Brennnessel und dem Giersch ein Beet teilen muss. Alle drei Pflanzen sind laut Volksmedizin gut gegen Rheuma und Gicht. Der Giersch ist den meisten Gärtnern wegen seines ausbreitenden Wesens ja oft ein Dorn im Auge. Ich sag dann immer: „Wenn sie den Giersch loshaben wollen, dann essen sie ihn auf!“ Er ist nicht nur ein leckeres Wildgemüse, auch in der Kräuterlimonade schmeckt er gut. Darum ist der Bezeichnung Unkraut für die Pflanzen auf meiner Schubkarre nicht wirklich korrekt. Solange sie in ihrem angedachten Beet bleiben, sind es Heilpflanzen. Nehmen sie jedoch Reißaus, dann landen sie auf dem Kompost und kommen über Umwege wieder in die Beete zurück. Aber so ist das eben mit dem Sprachgebrauch. Auch mit dem Ausspruch „Unkraut zupfen“ tue ich mich etwas schwer. Also, wenn ich mir so meine Gartenausrüstung anschaue –Grabegabel, Hacke, Wurzelstecher – dann wird bei mir nicht gezupft, sondern eher geklotzt. Manchmal sogar gekämpft, zum Beispiel mit der Nelkenwurz. Aber das ist eine andere Geschichte…

Egal, für heute ist es genug. Ich mache jetzt eine Pause und lasse mir meinen Kräutertee schmecken. Wenn ich so auf meine Schubkarre blicke, dann könnte ich meinen Tee auch glatt „Unkrauttee“ nennen…
© Yvonne Scholz

Ende eines Lotterlebens

Die ersten Getreidefelder sind abgeerntet und das Heu ist unter Dach und Fach. Eine Ahnung von Herbst macht sich breit, obwohl die Sonne noch tüchtig brennt. Ich habe mir ein schattiges Plätzchen im Obstgarten in der Nähe der Bienenstöcke gesucht. Zeit, um in Ruhe das Treiben an den Fluglöchern zu beobachten. Doch schon nach ein paar Minuten höre ich ein Stimmengemurmel und sehe von weitem einige Besucher in Richtung der Bienen laufen. Nix mit Ruhe, denke ich etwas enttäuscht und wollte schon aufstehen. Doch irgendetwas hielt mich davon ab und so blieb ich einfach sitzen und lauschte. Die Besucher hatten jetzt den Bienenstand erreicht, mich aber scheinbar noch nicht entdeckt.
„Schau mal Papa, was machen die Bienen denn da?“ „Hm, keine Ahnung…“, hörte ich eine Männerstimme antworten. “ Da, da sind ja ganz viele tote Bienen auf der Erde“, warf jetzt eine Frauenstimme ein.“ Eine rege Diskussion kam in Gange. Als dann jedoch die Worte Bienensterben, Unkrautvernichter und Landwirte fielen, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und sorgte mit meinem „Hallo allerseits“ erstmal für kurzes Erschrecken.
„Wenn es sie interessiert und sie Lust haben, erkläre ich ihnen gerne, was da gerade im Bienenstock passiert.“ Sie hatten Lust…
Wer denn so alles im Bienenstock zu Hause ist, wollte ich von dem Mädchen wissen, welches so aufmerksam das Geschehen vor dem Flugloch beobachtet hatte.
„Na, Arbeiterinnen, Drohnen und eine Königin“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Richtig! Und wer ist da gerade am Flugloch zu sehen?
„Hm… Arbeiterinnen und…Drohnen? , fragend schaute sie mich an.
„Ja.“, ich nicke ihr aufmunternd zu „Du weißt ja gut Bescheid…“
„Hatten wir gerade in der Schule.“, kam prompt als Antwort zurück.
Na, dann hast du ja auch sicher schon mal was von der Drohnenschlacht gehört.“, Ich schaute sie fragend an, aber es kam nur ein verlegenes Kopfschütteln.
„Drohnenschlacht?“, hakte der Vater ein, „für was kämpfen die Drohnen denn da?“
„Die kämpfen für gar nichts, sie werden bekämpft. Die Drohnen sind ja die Männer im Bienenvolk und die einzigen ohne Stachel. Auch haben sie keinerlei anatomische Werkzeuge, sodass sie von den Arbeiterinnen gefüttert werden müssen und selber nicht arbeiten können.“
„Und was machen die dann so den ganzen Tag?“, wollte eine der Frauen wissen.
„Na, es sind halt wirkliche Machos“, entgegnete ich mit einem schmunzeln. „Sie fliegen bei schönem Wetter raus in die Natur und treffen sich mit den Drohnen der anderen Bienenstöcke irgendwo beim sogenannten Drohnensammelplatz. Dort verbringen sie die Zeit bis sie Hunger haben und fliegen dann wieder zurück. Ihre einzige Aufgabe ist die Begattung der jungen Königin, die sie allerdings mit ihrem Leben bezahlen, wenn sie zum Zuge kommen.“
„Wie das denn? , fragend schauten mich alle an.
„Beim Begattungsakt wird dem Drohn der Geschlechtsapparat rausgerissen, da er fest mit der Königin verhakt ist. Ja, keine schöne Vorstellung…“, lachend schaute ich in die entsetzten Gesichter der Männer.“ Den Drohnen, die da nicht zum Zuge kommen, geht es dafür bei der Drohnenschlacht an den Kragen. Die Arbeiterinnen haben nämlich keine Lust, diese Müßiggänger weiter durchzufüttern. Und das was wir hier gerade sehen, ist der Anfang des Gemetzels.“ Ich zeigte auf die Fluglöcher. „Schaut einmal genau hin und sagt mir, was ihr da seht.“
Angestrengt beobachteten alle die Fluglöcher.
„Da, schaut mal, die kleineren Bienen zerren einen Drohn nach draußen“, war mit einmal eine aufgeregte Mädchenstimme zu hören. „Ja, und hier lassen sie einen Drohn gar nicht mehr hinein“, warf jetzt die Mutter ein.
„Und was passiert jetzt mit den ganzen Drohnen?“, wollte der Vater von mir wissen.
„Die verhungern vor dem Stock beziehungsweise dienen sie ein paar Vögeln noch als kleine Zwischenmahlzeit.“
„Da ist aber gemein!“, riefen zeitgleich Mutter und Tochter empört aus.
„Das ist nicht gemein, das ist der Lauf der Natur. In einem Bienenstock geht es immer um das Überleben des gesamten Volkes. Die Aufgabe der Drohnen ist nun mal die Fortpflanzung. Und die ist im August abgeschlossen. Die Winterzeit ist für die Bienen sehr herausfordernd, da werden unnütze Honigfresser nicht geduldet.“
„Na, zum Glück bin ich kein Drohn und bekomme auch im Winter mein Essen.“, rief einer der Männer lachend in die Runde und streichelte seinen wohlgeformten Bierbauch.
Yvonne Scholz ©

Nektarorgie

Eberhardt Börner, Mai 2020 

Auf einer Wiese drunten,
so einer tausendbunten
mit Blumen jeder Wahl,
da hatten sie ihr Glück gefunden,
Insekten, ohne Zahl.
Oh, wie sie leckten, wie sie schleckten,
wie sie naschten, summten, sogen,
dass sich der Gräser Halme bogen.
Vom Nektar sie betrunken war’n.
Sie schwirrten kreuz und quer
und trugen Hosen gelb und schwer.
Da kam ob solcherlei Gebar’n
ein Schmetterling,
dem es um klare Ordnung ging
und sprach:
„Die Nektarorgie ist jetzt aus.
Ich sag’s zum letzten Mal.
Ihr fliegt sofort nach Haus.“

Es war ein Admiral.

April, April…

Ich stehe am Fenster und schaue leicht genervt auf die weiße Pracht, die da vom Himmel fällt.

Nichts gegen Schnee, aber wir haben bereits April. Vor einer Woche habe ich bei der Gartenarbeit bei über 20° so was von geschwitzt und jetzt schneit es schon den dritten Tag in Folge.

Ich habe ja, allen Wetterunbilden zum Trotz, ein Dach über dem Kopf und eine funktionierende Heizung. Aber was ist mit all den Insekten, die ich vorige Woche bereits im Garten getroffen habe. Die Honigbienen,  Hummeln und das Tagpfauenauge?

Um unsere Honigbienen mache ich mir die wenigsten Sorgen. Sie haben schon fleißig Pollen eingetragen und können sich in ihrer Vorratskammer bedienen. Da haben es die Hummeln schon schwerer. So eine Jungkönigin hat es nicht einfach. Sie ist die Einzige, die überwintert. Im Frühjahr heißt es für sie erst einmal einen geeigneten Nistplatz suchen, damit das neue Hummelvolk gegründet werden kann. Hummeln nisten gerne in Totholz, Steinhaufen oder Erdlöchern und benötigen im Frühjahr dringend Pollen und Nektar. Damit werden die ersten Larven gefüttert und etwas Honig für Schlechtwetterperioden als Vorrat eingelagert. Na, hoffentlich liegen die Hummeln aus unserem Garten jetzt nicht mit allzu großen Magenknurren in ihren Nestern. Sollten sie mal eine erschöpfte Hummelkönigin im Frühjahr draußen finden, hilft ein wenig Zuckerwasser. Auf einem Löffel kann man dieses dem Tier anbieten.

Jetzt scheint die Sonne. Der blaue Himmel leuchtet zwischen den Schäfchenwolken hindurch und der Schnee fängt langsam an zu tauen.

Wo wohl das Tagpfauenauge jetzt sein mag? Ich war schon erstaunt, es bereits im März fliegen zu sehen. Da habe ich mich im Internet schlau gemacht und erfahren, dass dieser Schmetterling eine Lebenserwartung von rund zwei Jahren hat. Er muss somit auch zwei Winter überstehen. Wenn es genügend frostfreie Unterschlupfmöglichkeiten gibt, ist dass alles kein Problem. Aber so ein überraschender Wintereinbruch kann da schon eine Herausforderung sein. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir geht immer das Herz auf, wenn so ein Falter an mir vorbei segelt. Die „Geburt“ eines Schmetterlings hat für mich etwas Magisches. Eine Raupe verpuppt sich und nach einer gewissen Zeit schlüpft ein Tier mit einem völlig anderen Körper. Dieser Schlupf aus dem Kokon ist für den Schmetterling sehr anstrengend. Manche Tiere schaffen es nicht und sterben dabei. Nun darf der Mensch da aber nicht eingreifen. Tut er es trotzdem und hilft so einem erschöpften Schmetterling, kann dieser nicht fliegen. Denn nur durch die eigene Kraftanstrengung wird genügend Blut in die Flügel gepumpt und der Falter kann graziös von Blüte zu Blüte segeln.

Nächste Woche soll es wieder schöner werden, dann geht’s ab in den Garten. Die letzten Beete bekommen ihren Frühlingsschnitt. Bin schon gespannt, welch tierischer Gast mich dann besuchen kommt… © Yvonne Scholz April 2021

Der Duft von Eden

Eberhardt Börner, Juli 2020

An Sommertagen sitze ich
sehr oft in meiner Apotheke.
Ja, glaubt mir, es verstehet sich,
es ist mein Garten, den ich hege.
So manches Pflänzlein lebt nun dort.
Für Kräuter ist’s ein wahrer Hort.

Da blüht schon lang das Bohnenkraut;
auch Weihrauch hab‘ ich angebaut.
Basilikum Oreganum,
die duften um die Wette.
Der Lorbeerbusch wohl auch sehr gern
so schöne Blüten hätte.
Erdbeerminze, Thymian
die Sinne mir betören.
Rosmarin und Majoran,
ich könnte darauf schwören. Aus all den Düften binde ich
mir täglich einen Strauß.
Er ist ein Lebenselixier für mich:
Der kleine Garten Eden,
gleich hinter meinem Haus

Auf meiner Wiese

Eberhardt Börner, Mai 2022

Was ist nur los auf meiner Wiese?
– Ein Getrappel, ein Gerappel –
Es flattert, krabbelt, kriecht und springt,
es zirpt, es brummelt und es singt:
*
Heupferde trappeln um die Wette.
Dicke Hummeln, sehr adrette,
sind trunken schon vom Blütensaft
und haben’s kaum nach Haus geschafft.
Sie torkeln schwer berauscht umher,
die Blütenkelche sind schon leer.
Libellen, glitzernd und grazil,
umschwirren sich beim Liebesspiel.
Geschäftig brummend, gar mit Zangen,
versuchen Käfer sich zu fangen.
Manch Regenwurm sich ängstlich windet
und hofft, dass ihn kein Vogel findet.
Schmetterlinge Nektar trinken,
mit ihren Flügeln freundlich winken.
Doch so manche kleine Spinne
webt ihr Netz mit schlauem Sinne.
*
Welch Gekrabbel, welch Gezappel!
Welch Gesumme, welch Gebrumme!
*
Was ist nur los auf meiner Wiese?
Das ist los auf meiner Wiese.


Im Rahmen des „Lebensinselprojektes“ ist ein tolles Mitmachbuch für Groß und Klein entstanden. zum Download aufs Bild klicken.

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